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Wenn die Pfeife schweigt

Presse Team, 04.06.2020

Wenn die Pfeife schweigt

FUSSBALL Die Schiedsrichter des Landkreises halten sich auch ohne Spiele fit. Für die Referees ist das von der Bundesliga praktizierte Mehrfach-Wechseln längst Alltag.
Wenn die Pfeife schweigt
Die Schiedsrichter-Gilde des Landkreises - hier vor der Corona-Zeit - stellt sich zum Gruppenfoto nach einem erfolgreichen Test. (Jochade)

WITTENBERG/MZ Ihr Ehrenamt wirkt zuweilen einsam und ist nicht selten von Anfeindungen begleitet. Fußball-Schiedsrichter sind an jedem normalen Sportwochenende im Blickfeld von Spielern, Trainern und Zuschauern. Die Referees stehen im öffentlichen Rampenlicht - meist aber nur dann, wenn sie eine falsche Entscheidung treffen. Nun gibt es in Zeiten von Corona jedoch keine „normalen Sportwochenenden“: Der Spielbetrieb ist ausgesetzt. Aber ohne Wettkampf braucht es keine Referees. Aber auch die Spielleiter wollen wieder auf den grünen Rasen. Das jedenfalls ergab eine MZ-Umfrage.

Fusion wird vorbereitet

„Na klar“, sagt Julius Weiser, „fehlt uns was“. Das sei doch kein Deut anders als bei den Kickern. Der Student im Home Office beschäftigt sich auch derzeit viel mit Fußball. Er ist Lehrwart im Kreisfachverband. „Da ist die Ausbildung vorzubereiten. Es sind viele administrative Aufgaben zu erledigen“, so Weiser, der auch bei der Fusion der Verbände Wittenberg, Anhalt und Anhalt-Bitterfeld aktiv mit arbeitet. Auch das gehe nicht im Selbstlauf. Und natürlich müsse er sich mit dem Blick auf die neue Saison fit halten. „Von null auf hundert kann keiner Spiele leiten“, betont der Experte. „Ich gehe Joggen“, betont der Referee, der während einer Partie im Durchschnitt eine Laufstrecke von „zehn Kilometern“ bewältigt. „Das hängt aber vom Spielverlauf ab. Es können auch schon mal 12.000 Meter sein“, sagt Weiser, der selbst mit Blick auf die Geisterspiele in der Bundesliga im Amateurbereich keine regeltechnischen Überraschungen erwartet. Die Profis dürfen bei drei Unterbrechungen fünfmal Kicker austauschen. „Das ist nur für eine Übergangsphase. Das Mehrfachwechseln kennen wir ja schon aus der Kreisliga“, sagt Weiser, der nicht erwähnt, dass in dieser Klasse der Schiedsrichter auf sich allein gestellt ist und dem Referee nicht ein ganzes Team wie eben in der Bundesliga zur Verfügung steht.

Dagegen ist für Stephan Gräfe der Fußball derzeit kein großes Thema. „Ich genieße die freie Zeit“, sagt er. „Es ist schön, nicht jedes Wochenende los zu müssen und noch aufzupassen, dass man das Handy nicht vergisst“, sagt der Mann, der auch Staffelleiter der Verbandsliga ist. Momentan klingle das Telefon deutlich weniger als sonst. Auch das sei angenehm. Derzeit könne er viel unternehmen ganz in Familie. Dabei stehen Laufen und Fahrradfahren hoch im Kurs. „So halte ich mich gleichzeitig fit“, sagt Gräfe.

„Einen Trainingsplan habe ich nicht erstellt. Aber die Kollegen, wissen, dass sie ihren Körper fit halten müssen“, sagt Peter Kein. Der Zschornewitzer ist Chef des Schiedsrichterausschusses. Zuletzt habe er frohe Ostern gewünscht und die Hoffnung ausgesprochen, dass sich die „Referees in Ruhe erholen“ können. Im Moment wisse keiner, wann die Pandemie endet. „Wir müssen positiv denken“, sagt Kein, der hofft, dass nach der Pause alle wieder zur Verfügung stehen. Für ihn selbst ist es ungewohnt, „Wochenende für Wochenende“ zu Hause zu sein. Das habe es 40 Jahre nicht gegeben. Kein ist als Schiedsrichter-Beobachter in der Oberliga in Mitteldeutschland unterwegs. An den Werktagen gebe es dagegen aktuell Beratungen in Hülle und Fülle. Die neue Saison - wann auch immer sie startet - müsse vorbereitet werden.

Neue Regeln ab Juli in Kraft

Mit dem neuen Spieljahr, das offiziell am 1. Juli beginnt, treten Neuerungen in Kraft. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) spricht von „wenigen, aber sicher sinnvollen Regeländerungen“. Die betreffen unter anderem den Strafstoß sowie Fouls und unsportliches Betragen. Und der DFB hat beim viel diskutierten Thema Handspiel eine neue Definition hinzugefügt. Demnach verlaufe „die Grenze zwischen Schulter und Arm bei angelegtem Arm unten an der Achselhöhle“. Die Referees müssen über die neuen Regeln noch informiert und geschult werden. Auch wenn der Ball nicht rollt, die Spielleiter sind immer im Einsatz.

Peter Kein

Schiedsrichterausschuss-Chef


Quelle:MZ