Weltklasse beim Neustart
Lars Ries, 17.08.2015
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FUSSBALL-VERBANDSLIGA Junge Piesteritzer Elf bezwingt VfB Sangerhausen 3:1.
VON MICHAEL HÜBNER
PIESTERITZ/MZ - Der FC Grün-Weiß Piesteritz hat mit einer gegenüber dem Vorjahr völlig veränderten Mannschaft vor 120 Zuschauern den Neustart erfolgreich gemeistert. Zum Auftakt der Verbandsliga-Saison konnte im Volkspark der VfB Sangerhausen mit 3:1 bezwungen werden. Mann des Tages ist - und das kommt nach den gezeigten Leistungen in den Tests und im Training nicht überraschend - Dennis Marschlich. Der 21-Jährige - bisher steht für ihn bei Heimpflichtspielen lediglich ein Treffer zu Buche - markiert alle drei Tore. "Mein erster Dreierpack im Männerbereich", freut sich der Angreifer, der auch wieder seine große Effektivität unter Beweis stellt. Schon die allererste Chance wird prompt zur 1:0-Führung genutzt. Marschlich setzt sich gegen Jan Benes durch und vollendet mit einem platzierten Schuss ins lange Eck (15. Minute). "Dem Tor ging eine klare Abseitsstellung des Schützen voraus", sagt der VfB-Pressesprecher Frank Brückner. "Das kann ich nicht beurteilen", entgegnet Marschlich, von den Vorwürfen überrascht, dazu.
Fakt ist, die VfB-Abwehr "kriegt Marschlich nie in den Griff", wie Brückner eingesteht. Und bei einem Freistoß stimmt beim VfB die Zuordnung überhaupt nicht. Der Torjäger steht völlig frei und bedankt sich nach der präzisen Flanke von Brian-Lucas Körnicke per Kopf mit dem zweiten Treffer. "Die Kleinen werden nicht immer für voll genommen", kommentiert der 1,72 Meter große Mann. Die paar fehlenden Zentimeter gleicht der Angreifer mit enormer Sprungkraft aus. Da staunen am Samstag sogar Routiniers, die zwei Köpfe größer sind.
Und beim dritten Streich ist auch Köpfchen mit im Spiel. Ausgangspunkt für den Konter aus dem Lehrbuch ist Sebastian Töpfer, der einen Zweikampf gewinnt. "Weltklasse", kommentiert FC-Pressesprecher Philipp Scopp im Liveticker die Szene. Sein Kollege aus der Rosenstadt hat dagegen "ein klares Foul" gesehen. Florian Freihube stören diese Debatten nicht. Er stürmt auf den Keeper zu, täuscht einen Schuss an und spielt zum mitgelaufenen Marschlich ab, der das Leder nur noch über die Linie drücken muss (78.). Und das ist alles so geplant! "Ich bin doch nicht egozentrisch", so Freihube, der auch den Abschluss selbst hätte suchen können, zur Spielentscheidung.
Dabei stehen die Vorzeichen vorm Saisonstart beim aktuellen Vizemeister Piesteritz nicht gut. Praktisch eine komplette Mannschaft hat den Verein in der Sommerpause verlassen. "Aber davon lassen wir uns nicht unterkriegen", so Scopp, der "Willen, Ehrgeiz und Temperament" verspricht.
Aber zunächst ist davon noch nicht viel zu sehen. Die Gäste haben die ersten Chancen. Und es ist vielleicht die Schlüsselszene der Begegnung überhaupt: Robert Knopp stürmt allein auf den Piesteritzer Keeper zu, doch im Duell Mann gegen Mann meistert der 20-jährige Torwart Marvin Kleinschmidt die brenzlige Situation im großen Stil (7.). Knopp versucht es weiter, dieses Mal trifft er aber aus 20 Metern das Gehäuse nicht (14.). Die Rosenstädter lassen sich selbst vom plötzlichen Rückstand nicht beeindrucken. Jetzt fällt vor allem der Ex-Mühlhausener Kevin Schenke auf. Der 25-Jährige nutzt das "Luftloch" eines Piesteritzers im Mittelfeld, setzt sich gegen drei Abwehrspieler durch und trifft mit einem Schuss, der noch abgefälscht wird aus 16 Metern ins lange Eck (22.). Unhaltbar!
Und Schenke hat auch Sekunden vor der Pause nach dem erneuten Rückstand seiner Elf wieder die Chance zum Ausgleich. Er stürmt allein auf Kleinschmidt zu. Aber im allerletzten Moment kann Daniel Gallin von hinten und mit vollem Risiko im Strafraum das Leder dem Stürmer noch vom Fuß wegspitzeln. Der Sangerhäuser rechnet mit einem Pfiff und schaut mit immer größerer Verwunderung den Referee an. Doch Maximilian Scheibel (Calbe) lässt nach einem Blickkontakt mit seinem Assistenten weiterspielen (45.). "Der Schiedsrichter war heute nicht unser Freund", kommentiert Brückner.
Die Rosenstädter haben sich aber in der zweiten Halbzeit auch nach dem 1:3 nie aufgegeben. In der Nachspielzeit rettet für den schon geschlagenen Kleinschmidt Töpfer, der das Leder noch gegen den eigenen Pfosten donnern kann (90.).
Danach ist der Jubel groß. Die Kicker - und das ist neu - bedanken sich zuerst bei den Fans, bevor es zur Blitzauswertung zu den Übungsleitern geht.
"Ich bin riesig stolz auf euch", sagt Cheftrainer Heiko Wiesegart, für den die Grundlage des Erfolgs "die gewonnenen Zweikämpfe" sind. Und auch auf der Trainerbank ist es an diesem Samstag verdammt heiß. "Wir sind total durchgeschwitzt", gesteht der Coach, der in den nächsten Tagen noch einige Dinge verfeinern will. "Wir sind aber auf gutem Weg", betont er. Und das bisher offizielle Saisonziel Klassenherhalt ist offensichtlich schon nach oben korrigiert worden. "Ich traue dieser Mannschaft einen Mittelfeldplatz zu", wird Wiesegart im Programmheft zitiert.
FC Grün-Weiß Piesteritz: Marvin Kleinschmidt, Patrick Pfeifer, Tom Polaszek, Florian Freihube, Daniel Gallin, Kevin Redlich, Sebastian Töpfer, Jörg Steiner (73. Maximilian Arlt), Dennis Marschlich (89. Christoph Düsedau), Jonny Karaschewski, Brian-Lucas Körnicke (57. Michael Müller)
VORSCHAU
Zum Titelfavoriten
Der FC Grün-Weiß Piesteritz tritt am kommenden Sonnabend ab 15 Uhr beim Titelfavoriten Nummer eins in Ammendorf an. Die Gastgeber sind nach dem 1:1 in Amsdorf zum Auftakt schon so etwas wie im Zugzwang. Vielleicht ist das eine Chance für die Gäste durch ein schnelles Umkehrspiel? Gute Erfahrungen mit Ammendorf hat zumindest der Piesteritzer Torwart Marvin Kleinschmidt. Der Schlussmann liefert im Vorjahr beim 0:0 gerade in der Anfangsphase Glanztaten fast im Minutentakt ab. Der junge Mann erhielt trotz der starken Leistung keine weitere Einsatzchance.
Das nächste Heimspiel der Piesteritzer ist das Derby mit 05. Das ewig junge Duell wird am Freitagabend, dem 28. August, ab 18.30 Uhr im Volkspark ausgetragen. Die Muldestädter konnten schon zum Auftakt überzeugen. Bei Imo Merseburg - auch diese Elf wird als Titelanwärter gehandelt - gelang ein beachtliches 1:1. Im Vorjahr konnten die Piesteritzer in den Derbys vier Punkte verbuchen. Im Volkspark gelang aber nur eine Remis.
Quelle:MZ