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Kabinenpredigt - Teil zwei

Lars Ries, 18.08.2015

Kabinenpredigt - Teil zwei

Kabinenpredigt - Teil zwei

HALLESCHER FC Nach dem Fehlstart nimmt Manager Ralph Kühne die Spieler in die Pflicht und kündigt an: Wer sich nicht reinhängt, hat keine Zukunft im Klub.

VON DANIEL GEORGE

HALLE/MZ - Da stand Ralph Kühne schon wieder. Um ihn versammelt die Spieler des Halleschen FC, daneben Trainer Sven Köhler. Nur diesmal im Umkleideraum des Erdgas Sportparks, nicht in der Magdeburger MDCC-Arena. Das Bild erinnerte doch stark an den Vortag. Am Sonntagnachmittag hatte Kühne in den Katakomben nämlich als Erster ungeduldig auf seine Spieler gewartet. Und was gestern Vormittag folgte, war der zweite Teil der Kabinenpredigt. "Wir haben noch einmal unsere persönlichen Empfindungen dargelegt", erzählte der Manager später, "was wir den Spielern vermittelt haben, bleibt intern."

So viel wollte Kühne dann aber doch verraten: "Es braucht sich keiner der Illusion hinzugeben, dass wir den Ernst der Lage nicht begriffen haben."

Die richtige Arbeitseinstellung?

Die Bosse des Halleschen FC haben verstanden, um was es geht. Nach drei Niederlagen zum Saisonauftakt steckt der Drittligist tief in der Krise - als einziges Team mit null Punkten belegt Halle den letzten Tabellenplatz. Präsident Michael Schädlich teilte bereits nach dem peinlichen 1:2 im Derby beim 1. FC Magdeburg öffentlich aus (die MZ berichtete). In der Kabine wurde auch Trainer Köhler in den vergangenen Wochen immer wieder laut. Und nun legte Manager Kühne nach. "Wenn die Spieler es nicht begreifen, wird es ganz schwer", sagte er gegenüber der MZ und erklärte das Heimspiel am kommenden Sonnabend gegen den SV Wehen Wiesbaden zum "Charaktertest".

Gegen Magdeburg fiel schließlich auf, dass Halle am Anfang taktisch gut eingestellt war. Bis zum Platzverweis für den FCM in der 16. Minute lief alles nach Plan. Der HFC führte bereits nach 27 Sekunden durch den Treffer von Osayamen Osawe mit 1:0 - verlor in der mehr als 75-minütigen Überzahl dann aber völlig den Faden und am Ende sogar das Spiel.

Das Umfeld rumort

"Es ist absolut unerklärlich, wie diese Mannschaft, die nach dem DFB-Pokalspiel gegen Braunschweig von allen für ihre Emotionalität und Leidenschaft gelobt wurde, plötzlich so auftreten konnte. Das ist ganz klar ein Kopfproblem", sagte Ralph Kühne und blickte fordernd voraus: "Gegen Wiesbaden wird jeder gefragt sein, ob er die richtige Arbeitseinstellung mitbringt und bereit ist, die notwendige Emotionalität zu zeigen."

Und was, wenn nicht? Welche Möglichkeiten hat der HFC, um auf anhaltende Erfolglosigkeit zu reagieren?

Kühne kündigte an, notfalls auch hart durchzugreifen. "Das Transferfenster ist noch 14 Tage lang offen", meinte der Manager. "Noch ist dem zu weit vorgegriffen, aber es könnte da noch Gespräche geben. Jeder soll wissen, dass wir nicht tatenlos zusehen werden." Damit meinte er aber nicht mögliche Neuzugänge, sondern eventuelle Abgänge. Sollten sich einige "psychologische Problemkinder", wie Präsident Michael Schädlich sie nannte, nicht bessern, ist der HFC gewillt, Spieler abzugeben.

Die Vertragsspieler sitzen mit ihren bestehenden Verträgen dabei natürlich am längeren Hebel. Und allzu lange ist das Transferfenster auch nicht mehr geöffnet. Trotzdem darf diese Aussage als erneute Aufforderung verstanden werden. Die Neuzugänge - Torwart Fabian Bredlow ausgenommen - haben das Team noch nicht verstärkt. Zuletzt erschienen sie allesamt zu brav. Doch das galt auch für die gesamte Mannschaft. "Vielmehr sehen wir die etablierten Spieler in der Pflicht, die schon länger hier sind", meint Kühne. Und ohnehin: Grundsätzlich ergebe das kollektive Versagen ein "Gesamtbild, mit dem wir alles andere als zufrieden sind". Der HFC brauche Ergebnisse - und das "schneller als gedacht".

Nach dem Wiesbaden-Spiel gastiert Halle am Mittwoch beim Tabellenführer Dynamo Dresden, danach ist Preußen Münster, derzeit Sechster, zu Gast. Der Druck steigt. Das Umfeld rumort. Die Fans sind unzufrieden. "Das ist auch legitim, dass sich viele Gedanken machen. Sie sind mit dem Herzen genau so dabei wie wir", sagt Ralph Kühne.

Die Spieler müssen das erst wieder beweisen. Am Sonnabend, denn dann werde sich laut Kühne zeigen, "ob sich einige in die Hose scheißen oder bereit sind, die richtigen Signale zur richtigen Zeit zu senden".

Mehr zum Halleschen FC

finden Sie im Internet unter:

www.mz-web.de/hfc

VERLETZTE

Zwei Prellungen

Gegen Magdeburg musste Björn Ziegenbein, der das Führungstor vorbereitet hatte, noch vor der Pause ausgewechselt werden. Gestern gab es die Diagnose: Schienbeinprellung. Ob der Mittelfeldmann am Sonnabend spielen kann, bleibt abzuwarten. Osayamen Osawe hat sich bei der Derby-Niederlage das Becken geprellt.

"Wir werden nicht tatenlos zusehen."

Ralph Kühne über mögliche Konsequenzen der Erfolglosigkeit


Quelle:MZ