Auch ohne das große Geld
Presse Team, 05.07.2017
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Auch ohne das große Geld
VON CHRISTIAN KATTNER
FUSSBALL-OBERLIGA Union Sandersdorf ist das finanzielle Umdenken gelungen. Auch wenn die Zuschauerzahl weiter schrumpft, ist die Verbandsliga derzeit kein Thema.
SANDERSDORF/MZ - Ralf Streich musste sich selbst erst einmal einen Überblick verschaffen. Von Trainer Mike Sadlo hatte der Mannschaftsleiter die Namen der Testspieler erhalten, Gesichter kannte er noch nicht. Und so puzzelte der leicht verschnupfte Streich am Montagabend gemeinsam mit Vorstandsmitglied Mathias Zachlod Gesichter und Namen der Spieler zusammen.
Für Ralf Streich ist es nicht der erste Vorbereitungsstart in der Oberliga - alle vier vorherigen Saisoneröffnungen hat er bereits mitgemacht. Und doch war es am Montagabend etwas anders: Ralf Streich muss aus beruflichen Gründen etwas kürzer treten, deshalb wird Torsten Lehmann in den kommenden Wochen eingearbeitet. "Er soll vor allem bei Heimspieltagen die erste Mannschaft betreuen", so Streich. Die Abläufe rund um das Oberligateam wird er aber weiter begleiten. So, wie die letzten vier Jahre auch schon. Und die waren nicht immer so entspannt wie diesmal.
"Jahr für Jahr denkt man darüber nach, ob es in der Oberliga Sinn macht", so der Mannschaftsleiter in Teilzeit, "dieser ganze Aufwand und man weiß ja nie, was im Jahr darauf ist." Vor allem die wirtschaftliche Situation kann sich schnell ändern. Das musste auch Union Sandersdorf in den bisherigen vier Jahren erfahren. "Uns ist es zum Glück gelungen, die Gelder für die Spieler runterzufahren", sagt Michael Stelzl. Der frühere Union-Spieler und jetzige Co-Trainer leitete am Montagabend die Einheit auf dem Platz im Sandersdorfer Sport- und Freizeitzentrum, da Mike Sadlo bei einem Trainerlehrgang weilte.
Stelzl ist mittlerweile auch noch Vorstandsmitglied, hat also auch die Finanzen im Blick. Und um die stand es nicht immer gut. Das mussten schon andere Oberligisten erfahren: der VfL Halle 96, der TV Askania Bernburg, Grün-Weiß Piesteritz oder vor einigen Jahren der mittlerweile insolvente Grün-Weiß Wolfen. Dessen "Nachfolgerverein" im Wolfener Jahnstadion spielt seit mehreren Jahren wieder in der Verbandsliga. Die ist mittlerweile deutlich interessanter geworden. Rot-Weiß Thalheim und Eintracht Elster sind aufgestiegen. Der SV Dessau 05 und Grün-Weiß Piesteritz wären weitere Gegner aus der unmittelbaren Region. Und doch spielt Union Sandersdorf auch in der kommenden Saison in der Oberliga - gemeinsam mit fünf weiteren Teams aus Sachsen-Anhalt. Die Freude über diese Gegner hält sich bei Ralf Streich aber in Grenzen: "Bei 150 Zuschauern muss ich nicht mehr von Derbys reden, aber den Schwund hatten wir ja schon in unserer letzten Verbandsligasaison." Er habe vor kurzem ein Derby zwischen Roitzsch und Petersroda angeschaut. 400 Zuschauer wollten das sehen. "Wir hatten ein Derby gegen den VfL Halle 96 und weniger Fans", so Streich, der glaubt, dass man wieder mehr Zugriff auf die Region benötige.
Das ist aber nicht so einfach, wie in den Jahren, in denen Union Sandersdorf noch etwas mehr Geld bezahlte. Mittlerweile gehen die meisten Spieler zu den Vereinen, die mehr zahlen. Die Abgänge von Leistungsträgern mussten kompensiert werden. "Das Ersetzen ist schwieriger als das Ergänzen", sagt Ralf Streich, "wir haben es ganz gut hinbekommen, es hätte aber auch schiefgehen können." Der Mannschaftsleiter ist froh, dass in diesen schwierigen Zeiten der Trainer geblieben ist: "Mike Sadlo war nie einer, der gemeckert hat", so Streich, "wenn man wenig Geld hat, braucht man einen sehr guten Trainer." Und den hat Union Sandersdorf. Auch im fünften Oberliga-Jahr.
Ralf Streich
Mannschaftsleiter U. Sandersdorf
Zwei Testspiele in dieser Woche
Neben den beiden Neuzugängen Robert Uhlmann und Frunze Hovhannisyan waren am Montagabend beim Trainingsauftakt auch Gesichter von mehreren Probespielern zu sehen. Auch Torsten Lehmann trainierte mit, soll bei Engpässen weiter aushelfen.
Acht andere Spieler haben die SG Union Sandersdorf dagegen verlassen oder spielen nur noch in der Reserve. Kevin Oertel und Marvin Römling sind nach Thalheim gegangen, Nicky Ebert hat seine Karriere beendet. Georg Cholewa geht aufgrund seines Studiums in die USA, Daniel Wawrzyniak und Patrick Köhler laufen nur noch für die Reserve in der Landesliga auf. Vilius Jankunas und Christian Ignorek verlassen den Verein.
Am Donnerstag ist der ZFC Meuselwitz um 18.30 Uhr zum ersten Testspiel zu Gast, Sonnabend kommt Chemie Leipzig.
Quelle:MZ