Das nächste Verfolger-Debakel
News Team, 05.10.2015

BUNDESLIGA Der FC Bayern bezwingt Borussia Dortmund deutlich und hat als Tabellenführer nun schon sieben Punkte Vorsprung.
VON MAIK ROSNER
MÜNCHEN/MZ - Oft hatte der FC Bayern überfallartige Angriffe und Konter von Borussia Dortmund in den vergangenen Vergleichen ertragen müssen. Vier der jüngsten sieben Auftritte in München hatte der BVB ja für sich entschieden und zudem einmal unentschieden gespielt. Doch nun, gestern Abend, war es der Meister, der die Dortmunder im Trainerduell zwischen Pep Guardiola und Thomas Tuchel mit schnellen Zügen und Kontern überraschte.
Matt gesetzt im Überfallschach hatten die Münchner die Borussen, weil ihre ersten vier Tore von Thomas Müller (26. und 34./Foulelfmeter) und Robert Lewandowski (46./58.) allesamt aus schnellen Angriffen hervorgingen. Und obwohl Pierre-Emerick Aubameyang zum zwischenzeitlichen 2:1 verkürzte (36.), erlebte der BVB im weiteren Verlauf eine kleine Lehrstunde, die Mario Götze noch mit dem Tor zum 5:1 (2:1)-Endstand bereicherte (66.).
"Wir haben die ersten 20 Minuten fast alles richtig gemacht", sagte Dortmunds Trainer Thomas Tuchel. "Aber wir hatten da schon nicht die Präzision, die uns die Bayern dann gezeigt haben. Und ein Gegentor nach einem 40-Meter-Flugball über zehn eigene Spieler darf natürlich nicht passieren."
Dabei hatte Dortmund die Anfangsphase für sich entschieden. Gut aufgeteilt und mit einem ruhigen Passspiel kombinierte sich die Borussia bis an die Gefahrenzone heran. Immer wieder goutierte Tuchel die konzentrierten Ballgewinne und nachfolgenden Spielzüge seiner Mannschaft, in der er auf Marco Reus und Matthias Ginter verzichtet, Sven Bender als Innenverteidiger neben Mats Hummels aufgeboten und zudem etwas überraschend Sokratis als Rechtsaußen der Viererkette gegen den Flügelflitzer Douglas Costa gestellt hatte.
Zunächst ging das sehr gut auf. Tuchel klatschte immer wieder Beifall und hob beide Daumen. Und als David Alaba als letzter Mann Aubameyang in die Fersen lief und diesen zu Fall brachte, hatte der Österreicher etwas Glück, nur die Gelbe Karte zu sehen. Vermutlich verzichtete Schiedsrichter Marco Fritz wegen des frühen Zeitpunkts in der dritten Minute ebenso auf den Feldverweis wie wegen der erkennbar unabsichtlichen Aktion Alabas.
Die Münchner, mit Götze statt Arturo Vidal in der Startformation, liefen zunächst vor allem hinterher. Erst in der 24. Minute, als Costa sich mit einer Körpertäuschung erstmals nennenswert gegen Sokratis durchsetzen konnte, wurde der Meister richtig gefährlich.
"Dortmund stand sehr hoch, deshalb konnten wir keine Kurzpässe spielen", meinte Münchens zweifacher Torschütze Thomas Müller. "Dass sich Jerome Boateng heute als Innenverteidiger zwei Assists gutschreiben darf, passiert auch nicht alle Tage."
Denn genau so wurde BVB-Torwart Roman Bürki erstmals geschlagen. Boatengs langer Ball aus der Dreierabwehrkette überraschte die BVB-Defensive. Bürki eilte heraus, kam gegen Müller aber zu spät, der im Straucheln eine Pirouette drehte und zum 1:0 einschob.
Das zweite Tor des Meisters entstand ebenfalls aus einem schnellen Spielzug, diesmal in Form eines Konters, an dessen Ende Henrikh Mkhitaryan ungeschickt das Bein bei Thiago Alcántaras Haken ausfuhr und damit jenen Elfmeter verursachte, den Müller sicher verwandelte. Die Dortmunder kamen mit Aubameyangs Anschluss noch einmal zurück, doch sie mussten rasch anerkennen, dass die Bayern das Spiel dank ihrer Ball- und Kombinationssicherheit nun nicht mehr aus der Hand geben würden. Und als 23 Sekunden nach der Pause, wieder nach einem langen wie präzisen Schlag von Boateng, Lewandowski auf 3:1 erhöhte und bald darauf nach Götzes Querpass, erneut nach einem Schnellangriff, gar auf 4:1, war dieses packende Topspiel endgültig entschieden. Götzes 5:1 war die Krönung.
"Zwei Assists für den Innenverteidiger gibt es nicht alle Tage."
Thomas Müller
Bayern-Spieler
Quelle:MZ