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Frauen-Power als Strafe?

News Team, 03.04.2021

Frauen-Power als Strafe?

FUSSBALL Verbandsgericht im Westen verdonnert Trainer zu Übungseinheiten mit einer Damen-Mannschaft. Warum hiesige Experten das Urteil für voll daneben halten.

 

VON MICHAEL HÜBNER WITTENBERG./MZ - Das ist eine Provinzposse im Westen: Der Regionalliga-Trainer von Borussia Mönchengladbach hatte eine Schiedsrichterassistentin damit beleidigt, „dass Frauen auf dem Platz einfach absolut nichts zu suchen“ hätten. Das Sportgericht verdonnert den Coach für seine Entgleisung zum Training - insgesamt sechs Übungseinheiten - mit einem weiblichen Team. Jetzt bekamen auch die Herren des Verbands die geballte Frauen-Power zu spüren. Durch die Empörung der Kickerinnen wird in der Öffentlichkeit über den dummen Spruch diskutiert. Sperre und Geldstrafe In der Region halten Verantwortliche das Verhalten des Trainers und die Strafe für voll daneben. Das ergab am Montag eine MZUmfrage. Allerdings ist Jens Becker - das ist der Chef des Wittenberger Sportgerichts - da schon ein bisschen in einem Dilemma und möchte seine Kollegen im Westen offensichtlich schützen. Der Experte weist daraufhin, dass ja auch eine Sperre und eine Geldstrafe gegen den Sprücheklopfer verhängt wurden. Spruch unter der Gürtellinie Aber ein Frauen-Training als Strafe leiten? Frank Lehmann - der Mann ist Kreislehrwart und bildet damit die Übungsleiter aus - ist darüber genauso empört wie über das Verhalten seines „Kollegen“. „Der Spruch unter die Gürtellinie ist völlig unangebracht“, sagt er. Er fordere einen Umgang, der durch „Respekt und Fairplay“ gekennzeichnet sei. „Es gab Zeiten, da waren die Kickerinnen erfolgreicher als die Männer“, sagt der Experte. „Die Frauen stehen in allen gesellschaftlichen Bereichen ihren Mann“, so Lehmann, der im Kreis auch für den Mädchenfußball zuständig ist. Es sei aber unbestritten, dass der Fußball „noch immer eine Männerdomäne“ sei. Trotzdem habe auch hier ein antiquiertes Geschlechterbild nichts zu suchen. „In der heutigen Zeit sind solche Sätze völlig unangebracht“, sagt Saskia Hügli gen Westen. Die Ex-Landesliga-Kickerin der SG Jessen-Dabrun ist in ihrem Verein Teammanagerin und im Kreis für den Frauenfußball zuständig. Auch hier dominieren Männer als Übungsleiter. Einer von ihnen ist Tobias Klier. „Ich habe nichts verbrochen. Ich mache das aus Spaß“, sagt der Jessener Coach der MZ. „Frauen sind technisch mindestens so gut wie Männer, manchmal sogar besser“, meint Klier, der auch die VerbandsligaElf der Herren von Eintracht Elster erfolgreich coacht und sein Pendant härter bestraft hätte. „Aber vielleicht findet nach den sechs Übungseinheiten noch ein Umdenken statt“, hofft Klier. Auf dem Rasen stehen nach der Corona-Zwangspause auch schon wieder die Wörlitzer Frauen - und werden gecoacht von Lars Ries. „Frauen sind dankbarer“, sagt er. Da erhält eben auch mal der Übungsleiter Lob und Anerkennung für sein ehrenamtliches Engagement. „Männer sind da eiskalt“, sagt der Parkstädter, der eine Lanze nicht nur für seine Mädels bricht. „Frauenfußball wird in Deutschland echt professionell betrieben“, sagt Ries und würde den Sprücheklopfer hart bestrafen: „Der Mann gehört ein Jahr aus dem Verkehr gezogen.“ „Die Frauen haben ein Recht, Fußball spielen zu dürfen. Und jeder große Verein sollte eine solche Möglichkeit auch anbieten“, sagt Steve Schaller. Der Sportliche Leiter beim VfB Gräfenhainichen hat das Thema zur Chefsache gemacht. Er baut derzeit ein Damenteam auf. Ein Referee und die Meckerer Schiedsrichter Ralf Kilz (Zerbst) bekennt bei einer Wörlitzer Talkrunde, dass er gern Frauenspiele pfeife: „Da meckern nur die Trainer“ - und die sind männlich. Warum das so ist, bleibt unklar. Allerdings wird sich die Situation so schnell nicht ändern. Beim jüngsten Lehrgang zum Erwerb einer C-Lizenz, berichtet Lehmann, war nur eine Frau dabei. Und die musste aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.


Quelle:mz